„Einen Ort schaffen, der für Gründungen sensibilisiert“

Montag. 29. April 2024 (Cindy Dötschel)
Mann und Frau sitzen auf Coauch mit Laptop.
Thomas Nick und Elena Friedel unterstützen hochschulnahe Gründungen. Foto: Cindy Dötschel / Hochschule Coburg

Elena Friedel und Thomas Nick sind neu im Referat Transfer & Entrepreneurship der Hochschule Coburg. Als Coach Entrepreneurship Education und als Koordinator Gründungsförderung vervollständigen sie seit April den Arbeitsbereich Kooperation und Gründung. Im Interview sprechen sie über ihre Tätigkeiten und Ziele.

Elena Friedel, was sind die Aufgaben als Coach Entrepreneurship Education?
Elena Friedel: Mein Schwerpunkt ist die Betreuung und Begleitung des Projekts „GO! Gründungshub Oberfranken“, dem Vernetzungs- und Qualifizierungsprogramm zwischen den vier oberfränkischen Hochschulen und Universitäten in Bamberg, Bayreuth, Hof und Coburg. Ziel des Projektes ist es, in einem jährlichen Zyklus Gründungsinteressierte unternehmerisch auszubilden, sie untereinander aber vor allem auch mit regionalen Partnern und innovativen Unternehmen zu vernetzen und letztlich erfolgreiche Gründungen auf den Weg zu bringen. Ich begleitete Studierende, die eine Gründungsidee haben und sich für das Programm anmelden, idealerweise bis zur Gründung. Außerdem konzipiere und entwickle ich Lehrveranstaltungen mit Gründungsbezug. Gleichzeitig knüpfe ich an bereits bestehende Projekte und Angebote an der Hochschule an und unterstütze Dozierende dabei, in ihren Lehrformaten einen Bezug zur Thematik herzustellen. Dabei baue ich auch darauf auf, was es an unserer Hochschule bereits für Angebote und Projekte gibt.

Und Thomas Nick: Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Koordinator Gründungsförderung aus?
Thomas Nick: Aktuell analysiere ich viel und sortiere, welche Möglichkeiten zur Gründungsunterstützung die Hochschule Coburg bereits bietet – da gibt es zum Beispiel das Projekt Entrepreneurship Track for Regional Impact on Global Challenges (ERIC), die Gründungsbeauftragten der Fakultäten oder das FTC, aber auch externe Netzwerkpartnerinnen und -partner in Coburg, wie zum Beispiel das Gründernetzwerk Coburg. Daraus möchte ich ermitteln, was noch fehlt und was wir noch anbieten können. Ein optimaler Arbeitstag sieht für mich so aus: Vormittags kommt ein gründungsinteressiertes Team bei mir vorbei, welches ich schon eine Weile in ihrem Gründungsvorhaben begleite. Da sich das Team auf einen Gründungspitch vorbereitet, gehen wir gemeinsam die Unterlagen durch und üben den Pitch zusammen. Am Nachmittag recherchiere ich externe Förderprogramme und Angebote, um unseren Studierenden zusätzliche Hilfe auf ihrer Startup-Reise anbieten zu können. Abends vertrete ich die Hochschule Coburg auf einer Netzwerkveranstaltung rund um das Thema Gründen. 

Warum haben Sie sich auf die ausgeschriebenen Stellen beworben?
Elena Friedel: Mich begeistert es, Ideen jeglicher Art voranzutreiben. Studierende zu begleiten, macht mir viel Spaß. Und weil GO! ein Projekt ist, das noch gefüllt werden darf, kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen bei der Entwicklung von Formaten. Gleichzeitig existieren auch schon spannende Projekte und Angebote.
Thomas: Ich war schon immer am Gründertum und der Selbstständigkeit interessiert und konnte bereits erste Erfahrungen während und nach meines Masterstudiums sammeln. In meiner Position habe ich die Möglichkeit, meine Erfahrungen und Wissen in meiner Heimathochschule einzubringen, um gemeinsam mit unserem Team etwas Großartiges aufzubauen. Wie Elena bereits sinngemäß gesagt hat, haben wir hier eine Spielwiese, auf der wir uns kreativ beweisen dürfen.

Was ist aus dem Startup geworden, Thoma Nick? Inwiefern können die Erfahrungen und Kenntnisse aus der Zeit für die jetzige Tätigkeit helfen?
Thomas Nick: Ich habe im Fürstentum Liechtenstein Entrepreneurship und Management studiert. Der Studiengang war darauf ausgelegt, dass man im Studium eine Businessidee entwickelt, im Optimalfall gründet und an seinem Startup arbeitet. Mein Team und ich haben die Chance wahrgenommen und eineinhalb Jahre an unserem Projekt gearbeitet – wir waren unter anderem auf Pitchmessen, haben Kapital eingesammelt und einen Startup Accelerator durchlaufen. Wir haben ein Kohlenstoff-Nano-Technologie Patent des Frauenhofer Instituts gefunden, die Technologie optimiert und neue Anwendungsmöglichkeiten entwickelt. Nach eineinhalb Jahren sind wir als Team auseinandergegangen und haben realisiert, dass wir den nächsten größeren Schritt nicht gehen wollten. Da ich den Gründungsprozess selbst durchlaufen habe, kann ich den Studierenden meine Erfahrungswerte weitergeben und abschätzen, was sie in welcher Phase der Gründung brauchen könnten. 

Welche Berührungspunkte es mit dem Thema Gründung hatten Sie, Elena Friedel?
Elena Friedel: Mein Partner hat vor ein paar Jahren gegründet. So hatte ich viele Einblicke in den Gründungsprozess und die ersten Jahre einer Unternehmung. Zudem arbeite ich noch an der Universität Bamberg in der Lehrkräfteausbildung und beschäftige mich dort intensiv mit dem Thema Schule der Zukunft. Schulen stehen aktuell vor vielen Herausforderungen - inhaltlich, strukturell sowie in Hinblick auf die Digitalisierung, Differenzierung oder den Lehrkräftemangel. Daraus ist die Idee entstanden, Schulen im Transformationsprozess zu unterstützen. Aktuell befinde ich mich aber noch in der Ideenfindungsphase und Konkretisierung. 

Unsere Aktivitäten laufen vorerst bis Ende 2027. Was soll bis dahin auf jeden Fall erreicht werden?
Elena Friedel: Ich wünsche mir, dass wir einen Ort geschaffen haben, der einerseits für das Thema Gründung sensibilisiert und spannende Formate bündelt. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir Anlaufstelle für alle Gründungsinteressierten aus allen Fachbereichen sind. Dass sich auch Studierende und Lehrende, die denken, sie hätten nichts mit dem Thema zu tun, an uns wenden und wir schauen dann gemeinsam, was alles möglich ist. Für das Projekt „GO!“ wünsche ich mir, dass ich viele Studierende auf ihrem Weg begleitet habe – im Idealfall mit Thomas zusammen bis zur Gründung. Ich hoffe besonders auch Frauen, Personen mit Behinderung oder mit familiären Verpflichtungen zu erreichen – diese gründen statistisch gesehen nämlich nach wie vor besonders selten.
Thomas Nick: Mein Ziel ist es, dass wir eine Servicestruktur und ein Netzwerk geschaffen haben, das Gründungsinteressierten, vom Studierenden über Mitarbeitende der Hochschule bis hin zu den Dozierenden, alle Wege öffnet. Wenn ich in drei Jahren zurückschaue, möchte ich, dass es mehr hochschulnahe Gründungen gibt. Ich würde mir wünschen, dass die Hochschule dann mit den Worten Innovation, Kultur und Gründertum beschrieben wird. Außerdem wünsche ich mir Gründertum als interdisziplinäres Wahlpflichtfach für die Bachelor- und Masterstudiengänge. So können erfolgreiche, heterogene Gründerteams entstehen und bereits frühzeitig das notwendige Skillset vermittelt werden.